Wir müssen erstmal wirklich anamnestisch vorgehen: Seit wann ist das Ohrgeräusch, ist es immer gleich, nach was hört es sich an? Ist es hochfrequent, niedrigfrequent, haben wir ein pulssynchrones Geräusch, ist es ein Motorgeräusch, ist es ein Pfeifgeräusch, hat er des z.B. mit Problemen mit der Kopfhaltung, kann er den Tinnitus irgendwie auch verstärken, gibt es die Möglichkeit, wenn er den Kopf dreht, wird das Ohrgeräusch lauter… und dann muss man anamnestisch halt schauen, wo es hingeht.
Möglichkeiten, dass wir am äußeren, am Mittelohr, am Innenohr Probleme mit dem Ohrgeräusch bekommen, ist naheliegend oftmals Ohrschmalz. Das Ohr ist verlegt mit Ohrschmalz, der Patient hört seine eigenen Ohrgeräusche durch den Blutfluss und interpretiert das als Ohrgeräusch. Da langt es oftmals, den Gehörgang zu spülen, das Cerumen zu entfernen. Als nächstes sehr häufig sind Haare auf dem Trommelfell, die wirken wie so ein Trommelschlegel auf einer Trommel. Das hören Sie. Wenn man den Mund auf und zu macht, dann knackt es. Das nächste, was wir einfach sehen können von außen, ist, ob eventuell eine Wasseransammlung im Mittelohr vorhanden ist. Vielleicht eine Erkältung gehabt, große Gewichtsveränderungen, Gewicht verloren, da gibt es immer mal Mittelohrergüsse. Das nächste, das wir abklären, ist die Cochlea, sprich das Hörorgan selbst, das können wir mit Hörtests testen, ob das in Ordnung ist. Selbstverständlich das Gleichgewichtsorgan immer auch mitbetroffen oder kann mitbetroffen sein. Deswegen immer auch die Frage: Haben Sie irgendwelche Schwindelprobleme, und da zumindest mal eine ganz grobe vestibuläre Diagnostik. Als nächstes nochmal den Hörnerv selbst. Wenn wir da den Verdacht haben, dass an dem Hörnerv was ist oder in der zentralen Hörbahn, brauchen wir spezielle Untersuchungen, aber die kann man auch ambulant machen.
Wir machen erstmal einen Hörtest, machen dann auch eine Impedanz, wir machen eine Bestimmung des Tinnitus selbst von Seiten der Lautstärke her, von Seiten der Frequenz her. Schauen erstmal, was da ist, brauchen eventuell auch nochmal eine Sprachaudiometrie und müssen dann noch gucken, wenn wir eventuell auch den Verdacht haben, dass ein Schaden auf dem Hörnerv ist, dass man weitere, speziellere Untersuchungen brauchen, d.h. eine Hirnstammaudiometrie, das wird man auf jeden Fall in der Praxis machen. Wenn man weiterhin Probleme oder den Eindruck haben, dass da hirnorganische Sachen dran sind, sicherlich auch eine Kernspintomographie des Schädels.
Das ist nicht nur die HNO-ärztliche Untersuchung, sondern das sind sicherlich Untersuchungen des Kiefergelenks, der Halswirbelsäule… auch mal internistische Erkrankungen. Also wir brauchen praktisch alle Fachrichtungen, um den Patienten gut zu diagnostizieren und die Ursache seines Geräusches, das er hört, zu finden.